Die Wahrheit über Lebensversicherungen: Warum sie oft nicht halten, was sie versprechen

Die Wahrheit über Lebensversicherungen: Warum sie oft nicht halten, was sie versprechen

Lebensversicherungen galten lange Zeit als die sichere Bank für die private Altersvorsorge und den Vermögensaufbau. Viele Menschen haben über Jahre hinweg Geld in diese Produkte investiert, in der Hoffnung, eine sichere Rendite und einen finanziellen Schutz für ihre Familie zu erhalten. Doch die Realität sieht häufig anders aus. In diesem Blogpost beleuchten wir die potenziellen Nachteile und Fallstricke von Lebens- und Rentenversicherungen und erklären, warum diese Produkte heute oft nicht mehr halten, was sie versprechen.

1. Die Versprechungen der Lebensversicherungen

Lebensversicherungen wurden jahrzehntelang als das ultimative Instrument zur Altersvorsorge und zum Vermögensaufbau beworben. Die grundlegende Idee ist einfach: Der Versicherungsnehmer zahlt regelmäßig Beiträge, und die Versicherungsgesellschaft investiert diese Gelder, um eine garantierte Auszahlung zu einem späteren Zeitpunkt zu gewährleisten. Bei der klassischen Kapitallebensversicherung wird zudem ein Todesfallschutz geboten, der den Angehörigen im Falle des Todes des Versicherungsnehmers eine festgelegte Summe auszahlt.
Diese Versprechungen klingen verlockend: ein sicherer Vermögensaufbau, steuerliche Vorteile und der Schutz der Familie im Ernstfall. Kein Wunder also, dass viele Deutsche diese Produkte als festen Bestandteil ihrer finanziellen Planung angesehen haben.

2. Die harte Realität: Niedrige Renditen und hohe Kosten

Die Realität sieht jedoch häufig anders aus. Einer der größten Kritikpunkte an Lebensversicherungen sind die vergleichsweise niedrigen Renditen. Der Garantiezins, den Versicherungen ihren Kunden bieten können, ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. In den 1990er Jahren lag der Garantiezins noch bei etwa 4 % pro Jahr, während er heute nur noch bei 0,9 % liegt. Diese geringe Verzinsung macht es schwer, mit Lebensversicherungen eine ansprechende Rendite zu erzielen.

Zusätzlich zu den niedrigen Garantiezinsen sind die Kostenstrukturen von Lebensversicherungen oft intransparent und hoch. Es fallen nicht nur Verwaltungskosten an, sondern auch Abschluss- und Vertriebskosten, die häufig einen erheblichen Teil der ersten Einzahlungen verschlingen. Laut einer Studie des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) betragen die Abschlusskosten bei einer typischen Lebensversicherung bis zu 4 % der Beitragssumme, was bedeutet, dass die ersten ein bis zwei Jahre der Beitragszahlungen fast vollständig für die Kosten der Versicherungsgesellschaft verwendet werden.

3. Der Einfluss der Inflation

Ein weiterer Faktor, der oft übersehen wird, ist die Inflation. Während der garantierte Zinssatz in den letzten Jahren auf unter 1 % gesunken ist, lag die Inflationsrate in Deutschland im Jahr 2023 bei durchschnittlich 2,6 %. Das bedeutet, dass das Geld, das in Lebensversicherungen angelegt wird, im Laufe der Zeit an Kaufkraft verliert, selbst wenn eine garantierte Rendite erwirtschaftet wird. Die reale Rendite, also die Verzinsung nach Abzug der Inflationsrate, ist oft negativ.
Um dies zu verdeutlichen, nehmen wir ein einfaches Beispiel: Wenn Sie heute 10.000 Euro in eine Lebensversicherung einzahlen und eine jährliche garantierte Verzinsung von 0,9 % erhalten, haben Sie nach 20 Jahren ca. 11.898 Euro. Bei einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2 % würde die Kaufkraft dieser Summe jedoch nur noch bei etwa 7.938 Euro liegen. Dies zeigt, dass Lebensversicherungen oft nicht in der Lage sind, den Wert des investierten Geldes langfristig zu erhalten.

4. Intransparente Gebührenstrukturen

Ein häufiges Problem bei Lebensversicherungen sind die intransparenten Gebührenstrukturen. Viele Versicherungsnehmer wissen nicht, welche Kosten sie tatsächlich tragen. Diese können sowohl bei der Ansparphase als auch bei der Auszahlung anfallen. Neben den bereits erwähnten Abschluss- und Verwaltungskosten gibt es oft zusätzliche Gebühren für die Verwaltung des angelegten Kapitals, Kosten für die fondsgebundene Verwaltung und Gebühren für die Auszahlung.

Diese Gebühren können die Rendite der Versicherung erheblich schmälern. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat wiederholt darauf hingewiesen, dass viele Versicherungsnehmer die tatsächlichen Kosten ihrer Lebensversicherungen nicht kennen und daher nicht einschätzen können, wie rentabel ihre Anlage wirklich ist.

5. Das Problem der Überschussbeteiligung

Ein weiteres zentrales Element vieler Lebensversicherungen ist die Überschussbeteiligung. Versicherungsnehmern wird oft versprochen, dass sie neben der garantierten Rendite auch an den Überschüssen der Versicherungsgesellschaft beteiligt werden. Diese Überschüsse entstehen, wenn die Gesellschaft höhere Renditen erzielt als nötig, um die garantierten Leistungen zu erfüllen.
In der Praxis zeigt sich jedoch, dass diese Überschussbeteiligungen häufig geringer ausfallen als erwartet. Die niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten setzen den Versicherern stark zu, sodass sie Schwierigkeiten haben, überhaupt Überschüsse zu erwirtschaften. Dies führt dazu, dass viele Versicherungsnehmer am Ende weniger erhalten als ursprünglich angenommen.

6. Fehlende Flexibilität

Lebensversicherungen sind langfristige Verträge, die oft über Jahrzehnte laufen. Dies bedeutet, dass der Versicherungsnehmer lange gebunden ist und kaum Flexibilität hat, wenn sich seine finanzielle Situation oder seine Ziele ändern. Eine vorzeitige Kündigung oder Beitragsfreistellung ist in der Regel mit hohen Verlusten verbunden. Der Rückkaufswert einer Lebensversicherung – also der Betrag, den der Versicherungsnehmer bei einer vorzeitigen Kündigung erhält – ist gerade in den ersten Jahren häufig deutlich niedriger als die eingezahlten Beiträge.

7. Zitat: Stimmen aus der Finanzwelt

Finanzexperten kritisieren seit Jahren die Lebensversicherungen und ihre mangelnde Rentabilität. Wie es der renommierte Investmentberater Warren Buffett ausdrückte: „Risiko entsteht dann, wenn man nicht weiß, was man tut.“ Dieser Satz trifft insbesondere auf Versicherungsnehmer zu, die sich blind auf die Versprechen der Versicherungen verlassen und nicht die tatsächlichen Kosten und Risiken ihrer Verträge verstehen.

8. Alternativen zur Lebensversicherung

Angesichts der genannten Probleme suchen viele Menschen nach Alternativen zur klassischen Lebensversicherung. Eine Möglichkeit ist der direkte Kauf von Investmentfonds oder ETFs (Exchange Traded Funds). Diese bieten oft niedrigere Kosten und eine größere Flexibilität. Auch Immobilieninvestitionen können eine attraktive Option sein, insbesondere wenn sie langfristige Mieteinnahmen generieren und eine potenzielle Wertsteigerung bieten.

Ein weiterer Ansatz ist die Selbstverwaltung eines individuellen Portfolios aus verschiedenen Anlageklassen, um die Diversifikation und das Risiko zu optimieren. Hierbei ist es jedoch wichtig, eine fundierte finanzielle Bildung zu haben oder sich von einem unabhängigen Finanzberater unterstützen zu lassen.

Fazit: Augen auf bei der Wahl der Altersvorsorge

Lebensversicherungen können ein Teil der finanziellen Planung sein, doch es ist wichtig, sich über die potenziellen Fallstricke und Nachteile im Klaren zu sein. Niedrige Renditen, hohe Kosten und mangelnde Flexibilität machen diese Produkte für viele Anleger unattraktiv. Wer sich für eine Lebensversicherung entscheidet, sollte genau prüfen, ob dieses Produkt wirklich zu seinen finanziellen Zielen passt oder ob es bessere Alternativen gibt.

Quellen:

Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv): „Studie zu Lebensversicherungen: Hohe Abschlusskosten belasten Sparer.“ https://www.vzbv.de/pressemitteilungen/lebensversicherungen-verbraucher-sollten-genau-hinschauen
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin): „Intransparente Gebührenstrukturen bei Lebensversicherungen.“ https://www.bafin.de/DE/Verbraucher/Allgemeines/Meldungen/lebensversicherung_feb2019.html
Statistisches Bundesamt: Inflationsrate 2023 in Deutschland. https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Inflationsrate/_inhalt.html
CNBC Interview mit Warren Buffett: https://www.cnbc.com/2023/05/05/warren-buffett-on-the-risk-of-investing.html
Deutsche Bundesbank: Historische Zinssätze und ihre Auswirkungen auf Lebensversicherungen. https://www.bundesbank.de/de/statistiken/geld-und-kapitalmaerkte/zinssaetze-und-renditen

Mit diesem Wissen im Gepäck kannst du besser informierte Entscheidungen treffen, um deine finanzielle Zukunft sicher und gewinnbringend zu gestalten.

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